Wenn der Admiral gen Süden fliegt, kommt er immer wieder zurück

Ich habe vor vielleicht 14 Jahren ein sehr populäres Buch gelesen. In diesem Buch geht es im Wesentlichen darum, dass wir erkennen können, in welcher Sprache unser Partner oder Partnerin Liebe versteht und sich geliebt fühlt. Ein Beispiel: Ist die Liebessprache deiner Partnerin Zweisamkeit, freut sie sich vielleicht, dass du einmal die Woche einen Blumenstrauss nach Hause bringst. Geliebt fühlt sie sich aber vielleicht vor allem, wenn du z.B.  am Abend Smartphone und Konsorten beiseitelegst und dich – deine volle Aufmerksamkeit auf deine Partnerin gerichtet – mit ihr auf dem Sofa unterhältst. Zweisamkeitsgeliebtfühler wollen Zeit mit dir verbringen. Ist die Liebessprache deines Partners Hilfsbereitschaft, nützt es nicht viel, wenn du deinen Partner lobst, wie toll er seine Arbeit macht. Vor allem, wenn du dabei einfach danebenstehst und deinem Partner zusiehst, wie er in Arbeit versinkt. Hilfsbereitschaftsgeliebtfühler fühlen sich geliebt, wenn du mitanpackst, statt nur tolle Tipps zu geben.

Schon oft habe ich mich über dieses Buch unterhalten. Die Meisten finden diese Idee im Mindesten im Ansatz gut, einige empfinden genauso wie im Buch beschrieben und fühlen sich vom Autor des Buches abgeholt. Gedanklich befasse ich mich nun schon seit beinahe ebendiesen 14 Jahren, seit ich das Buch gelesen habe, immer wieder damit. Etwas hat mich immer gestört, ich konnte nur noch nicht isolieren und definieren, was es genau war.

Viele Asperger-Autisten – und ich werfe hier ganz bewusst nicht alle in einen Topf – haben eine konfuse Beziehung zur Liebe. Ich selbst habe mir im Teenageralter mal bewusst Gedanken über meine Beziehung zur Liebe gemacht. Auslöser dazu war ein Todesfall, der bei mir nicht das ausgelöst hat, was ich erwartet hatte. Ich konnte nicht genau definieren, ob und wie ich dabei empfand. Ich deutete dies damals als Gefühlsvakuum. Ich schloss daraus, dass ich in mir keine Trauer ausfindig machen konnte, dass es sich dann mit anderen Gefühlen genauso verhalten müsse. Zum Beispiel habe ich bis heute noch Mühe, Freude an einem Geschenk zu zeigen. Ich verhalte mich ziemlich gefühlsneutral und sage das Falsche oder das Richtige falsch. Wichtig ist dann erst das, was ich als Textnachricht nachschicke oder zu einem späteren Zeitpunkt (nach Sortieren und Einordnen meiner Gefühle) dazu sage. Diese Überlegungen im Teenageralter sind nun schon über 20 Jahre her, aber ich weiss noch genau, wie ich mir damals überlegt habe, ob ich mich vielleicht psychologisch abklären lassen sollte. Ich hatte Angst, neben Trauer auch niemals Liebe empfinden zu können.

Heute bin ich eines Besseren belehrt worden. Nun weiss ich, dass Schwierigkeiten, Gefühle definieren zu können, nicht deren Nichtvorhandensein bedeuten. Notabene wird man auch älter, sammelt Lebenserfahrung und lernt sich und seine Gefühle besser kennen. Man tut Asperger-Autisten Unrecht, wenn man sie als gefühlskalt oder gar gefühlstot bezeichnet. Es ist schwierig Gefühle zu zeigen oder darüber zu sprechen, wenn man gerade nicht genau weiss, wie man empfindet.

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Die im Buch erwähnten Liebessprachen sollen Liebespaaren helfen, einander ihre Liebe so zu zeigen, dass es der andere versteht. Dass man seinen Partner oder seine Partnerin so kennen sollte, dass man weiss, was es braucht, damit er oder sie sich geliebt fühlt, finde ich richtig und das könnte ich so direkt unterschreiben. Meiner Meinung nach, ist das aber nur eine Seite. Das Buch setzt seinen Fokus darauf, dass ich die Liebessprache meines Partners sprechen kann. Höchstwahrscheinlich ist diese Liebessprache innerhalb der meisten Partnerschaften nicht immer dieselbe, sodass man eine «Fremdliebessprache» lernen sollte.

Um das Beispiel der Fremdsprache aufzunehmen: Wenn ein Engländer eine Französin liebt, sollte der Engländer – nach der Meinung des Autors – lernen «je t’aime» sagen zu können. Die Französin hingegen lernt «I love you» zu sagen. Ich bin lange Zeit der Meinung gewesen, dass «Ich liebe dich» in einer anderen Sprache nie dasselbe ist, wie wenn ich es in meiner eigenen, von klein auf gelernten Sprache sagen kann. Denn diese Sprache geht mir gut und schnell von den Lippen, ich spreche sie intuitiv und spontan. Eine Fremdsprache muss ich gezielt einsetzen, ich muss mir überlegen, wann welche Worte in welche Situationen passen. Diese Sprache ist mir nie so nahe, wie meine eigene Sprache, auch wenn ich sie nach einer gewissen Zeit fliessend sprechen kann. Zudem sind Fremdsprachen immer aufgesetzt und entsprechen nicht dem, was man eigentlich sagen würde.

An diesem Punkt habe ich mich gestossen. Ich habe mir also überlegt, dass es doch sinnvoller wäre, die Fremdsprache des anderen zu lernen, um sie verstehen zu können. Jeder könnte in seiner Liebessprache sprechen und der Partner oder die Partnerin wüsste sich – dank seinen Fremdliebessprachenkenntnissen – geliebt. Soweit, so gut.

Katherine Hepburn hat einmal gesagt: «Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern das, was man bereit ist zu geben.» Recht hat sie. Eine andere Liebessprache zu sprechen heisst: Ich interessiere mich für dich. Ich nehme deine Bedürfnisse ernst und versuche immer besser darauf einzugehen.

Will ich hingegen, dass mein Partner/meine Partnerin meine Liebessprache verstehen lernt, damit ich mich nicht verändern und schon gar nicht anpassen muss, spricht allein schon das nicht unbedingt für die Liebe. Für die Liebe verdreht man sich auch mal, im positiven Sinn gemeint.

Die Liebessprache des anderen verstehen zu wollen, kann jedoch genauso heissen, dass man sich für den anderen interessiert. Aus Liebe will man die Sprache des anderen verstehen können. Wenn die Französin versteht, was der Engländer mit «I love you» sagt und die Französin weiss, was der Engländer mit «Je t’aime» meint, gewinnen meiner Meinung nach beide dazu.

Ich bin für mich zum Schluss gekommen, dass die Kombination wohl die interessanteste Lösung ist. Beide gehen aufeinander ein, beide sind zweisprachig und können beide Sprachen sowohl sprechen, wie auch verstehen. So können wir schätzen, dass der Partner oder die Partnerin sich bemüht die Sprache des anderen zu sprechen und verstehen den Partner trotzdem, wenn er seine Liebe mal in seiner Liebessprache ausspricht. Plötzlich hat man vielmehr Möglichkeiten sich gegenseitig die Liebe zu zeigen.

Der Asperger-Autist und die Liebe! Mittlerweile bin ich nun seit über 15 Jahren mit meiner Frau fürs Leben verheiratet. Wie kommt es, dass ich etwas mehr als 5 Jahre zuvor noch nicht wusste, ob ich jemals lieben kann? Und dann heirate ich, binde mich fürs Leben an eine Frau und gründe mit ihr eine Familie. Die Antwort ist so simpel wie kitschig: Weil es die richtige Frau ist. Ich wusste es damals einfach. Es war mir schlicht klar, dass ich die Frau fürs Leben gefunden hatte. Mit ihr wollte ich eine Familie gründen und mit ihr will ich alt werden. Und in der Lebensachterbahn mit allen Tiefs und Hochs steht eines fest: Es wird nie einen Zweifel geben, sie ist es.

Als Asperger-Autist kann ich viel besser über Entscheide, Vernunft und Verstand sprechen. Für mich ist Liebe mehr als nur ein Gefühl. Bei der Liebe geht es auch viel mehr um einen Entscheid. Natürlich wünscht man sich immer wieder mal auch die Schmetterlinge der Anfangszeit zurück. Das spricht natürlich die Gefühlswelt an, also der für mich etwas schwierigere Teil meines Innenlebens. Es ist nun an mir, dazuzulernen, mich noch mehr mit der Liebessprache meiner Frau auseinanderzusetzen. Aus Liebe, aus Wertschätzung und Anerkennung. Und es sei darauf hingewiesen: Liebessprachen können sich im Verlauf des Lebens ändern. Das heisst also dranbleiben. Es mag manchmal den Eindruck machen, die Schmetterlinge der Anfangszeit wären gerade nicht da. Und manchmal sind sie es vielleicht wirklich gerade nicht, weil Alltags- und Arbeitsstress bedrücken. Aber keine Angst wegen der Schmetterlinge, Schatz:

Es sind Admiral, die sind ziemlich sicher nur gerade gen Süden geflogen. Die kommen immer wieder zurück!

Planung ist das halbe Leben oder Unvorhergesehenes kommt selten allein

Planen, wissen, was auf einen zukommt. Das mag ich. Ich bereite mich gerne vor. Mache ich eine Reise oder steht irgendein Ereignis bevor, sammle ich alle möglichen Informationen. Ich will vorbereitet sein, auf möglichst alles, was da kommen könnte. Natürlich setzt das voraus, dass ich mir verschiedene Szenarien überlege. Was könnte passieren, welche Unklarheiten könnten entstehen? Dann überlege ich mir Reaktionen auf die möglichen Szenarien. Was muss ich tun, wenn….?

Muss ich irgendwo hin, wo ich noch nie gewesen bin, schaue ich mir die Route an. Dabei schaue ich, wo ich dann überall durchfahren müsste und ob es allenfalls Alternativrouten geben würde. Beim Ziel schaue ich mir an, wo es Parkmöglichkeiten gibt. Kann ich mein Auto direkt da abstellen, gibt es Parkplätze, ein Parkhaus in der Nähe? Wo stelle ich mein Auto hin, wenn ich nicht direkt da parken kann, wo ich eigentlich hin müsste? Dann will ich wissen, wie es da aussieht. Schaue nach, ob es Bilder bei Google Street View gibt. Wie sieht das Gebäude aus, in welche Etage muss ich, wie komme ich in andere Etagen? Dann schaue ich mir die Website an. Was finde ich da heraus? Wie sehen die Leute aus, mit denen ich zu tun haben werde? Und so weiter.

Ich habe hier ein Beispiel hinterlegt, wie die Vorbereitung aussieht, wenn ich einen Ausflug mit den Kindern mache. Das mag nach viel Aufwand aussehen und nach wenig Spontaneität. Aber ich plane immer mehrere solche Ausflüge im Voraus. Dann picke ich mir den passenden Ausflug heraus, füge den aktuellen Wetterbericht ein und gut ist.

Wichtig ist mir auch, mir einen zeitlichen Ablauf zu überlegen. Nicht ungern mache ich das auch schriftlich. Dabei gehe ich davon aus, dass ich ca. 15 Minuten vor dem Termin am Ziel sein will. Ich möchte ja nicht zu spät kommen. Für die Fahrt rechne ich dann auch nochmal etwas mehr Zeit ein, als der Routenplaner mir anzeigt. Je nach Tageszeit gehe ich von möglichen Staus oder sonstigen Verzögerungen aus. Und so rechne ich vom Termin zurück und weiss dann genau, wann ich losfahren muss.

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Dabei entstehen auch Wartezeiten. Denn, wenn alles glatt läuft, bin ich dann natürlich 15 Minuten – manchmal auch mehr – zu früh. Früher hatte ich für solche Fälle immer ein Buch mit, wenn ich alleine unterwegs gewesen bin. Heute, im Smartphone-Zeitalter, mache ich das fast nicht mehr (Eigentlich schade! Notiz an mich: Nächstes mal wieder mit Wartezeitenbuch, wenn alleine unterwegs).

Soviel zu den Situationen, die ich planen kann. Aber, alle Welt weiss, man sieht sich immer wieder mit unvorhergesehenen Situationen konfrontiert. Gerade als Familie mit vier Kindern geraten wir in Situationen, die dann komplett anders daherkommen als geplant. Aber sowas von anders! Während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, dass ich das unmöglich in diesem Beitrag bearbeiten kann. Das ist ein Thema für sich.

Schon mal vorweg: Für mich ist es schwierig, wenn was anders kommt, als ich es mir vorgestellt habe. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich meistens nicht gut damit umgehe. Ich bin dann gestresst und im Umgang ein wenig umsichtiger Zeitgenosse. Wenn ich, um ein Beispiel zu nennen, die Woche über geplant habe, am Samstag was im Garten zu machen, kann ich mich wahnsinnig darüber aufregen, wenn es dann gerade an diesem Tag regnen muss. Ist die Laune damit im Keller und dort schon gemütlich eingerichtet, kostet es mich viel Energie, sie von da wieder rauf zu kriegen.

Planung ist das halbe Leben, aber Unvorhergesehenes kommt selten allein. Mein Plan für die Zukunft: Erwarte das Unerwartete!

Musik in meinem Kopf

Fast ständig läuft Musik in meinem Kopf. Manchmal komme ich mir vor, wie eine wandelnde Jukebox, die unaufhaltsam ihre Lieder spielt. Erinnern mich Worte, die ich irgendwo aufnehme, an irgendwelche Lieder, beginnt die Jukebox zu spielen. Oft ist es so, dass die Musik erst aufhört zu spielen, wenn ich mir das Stück auch anhören konnte. Dringt die Musik dann von aussen an meine Ohren, lassen meine Gedanken das Lied los und geben es wieder frei, bis das nächste Musikstück gespielt wird.

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Manchmal reicht ein simples Wort oder ein Satzteil, und schon ergänzen meine Gedanken zu einem Liedertext aus meinem Gedächtnis. Es sind aber nicht nur Lieder, viele Male sind es auch einfach Melodien, die durch irgendeine Tonfolge ausgelöst wurden.

Die Melodien werden nicht nur durch Tonfolgen ausgelöst, manchmal sind es auch Umgebungsgeräusche, die mein Kopf zu einer Melodie bildet. Muss ich mehrmals eine knarrende Treppe rauf und runter, ergibt das eine eigene, ganz spezielle Tonfolge. Nehme ich einmal zwei Stufen auf einmal, fehlt der Ton der übersprungenen Stufe und mich stört, dass die Melodie dieses Mal anders geklungen hat. Für neurotypische Menschen ist das bestimmt nicht nachvollziehbar, dass jemand auch nur daran denken kann, eine knarrende Treppe immer auf dieselbe Weise rauf und runter zu gehen, nur damit es immer gleich klingt.

Wenn ich unterwegs bin, vor allem an Bahnhöfen oder auf sonstigen Plätzen mit Menschenmassen, habe ich meine Kopfhörer aufgesetzt und höre Musik. Noise-Cancelling ist ein Segen! Situationen, die vorher – ohne diese Kopfhörer – Stress bedeutet haben, sind mit diesen Kopfhörern nun viel einfacher zu bewältigen. Ich höre nur noch meine Musik und sonst praktisch gar nichts mehr. Kein lautes Gelächter, kein Geschrei, kein Verkehrslärm, einfach nur ich und meine Musik. Das ist insofern ein Segen, als dass ich einen Faktor dieser Reizüberflutung in der Situation eindämmen konnte. Wenn ich dann noch meine Sonnenbrille aufhabe, kann ich schon ziemlich abschalten. Meistens beginne ich dann im Takt zur Musik zu laufen, was immer wieder zu lustigen Situationen führt. Man denke dabei z.B. an «Money» von Pink Floyd und zwar an die Stelle, wo plötzlich von einem 7/4- zu einem 4/4-Takt gewechselt wird.

Musik ist also beinahe mein ständiger Begleiter, entweder in meinem Kopf oder in meinen Kopfhörern. Meistens gefällt mir das so und ist für mich ganz in Ordnung. Vielleicht mache ich mir mal die Mühe und schreibe mir die Musikstücke chronologisch, wie sie in meinen Gedanken gespielt wurden, auf und erstelle mir eine Playlist. Das wäre dann die Playlist zum Soundtrack meines Lebens.

Klingt doch eigentlich ganz gut?! («…. eigentlich könnten wir uns freuen, denn eigentlich geht es uns gut. Wir sind umgeben von Getreuen…» – jaja, Xavier Naidoo, reicht für heute, fertig jetzt. Punkt. Schluss. Aus.)

Angenehm anders

Vor einiger Zeit wurde uns in der Firma angeboten, einen Persönlichkeitstest durchführen zu lassen. Dies einerseits, um ein konkreteres Bild von sich zu erhalten und andererseits, um z.B. innere Spannungsfelder erkennen zu können. Ich war im Vorfeld schon mal skeptisch, hatte ich doch selbst schon unzählig viele solcher Test gemacht und im Rahmen meiner ASS-Abklärung* schon ziemlich viel über mich erfahren (jaja, ich weiss, ein wenig war es auch, weil ich nicht genau wusste, was da auf mich zukommt😊) . Vermutlich als letzter Mitarbeiter, habe ich mich dann doch noch durchgerungen, den Test machen zu lassen. Wie schon oft habe ich eine Vielzahl Fragen beantwortet. Jede Frage musste auf einer Skala von «trifft zu» bis «trifft überhaupt nicht zu» bewertet werden. Zudem musste man jede Bewertung mit «stört mich» bis «stört mich überhaupt nicht» beurteilen. Die zweite Beurteilung zeigt dann das innere Spannungsfeld auf. Stört mich zum Beispiel, dass ich nicht mit meinen Kollegen sprechen kann, weil mein Pflichtgefühl mich zwingt, eine Aufgabe erst fertigzustellen, ergibt sich eine Spannung zwischen einer konsequenten und einer freundlichen Seite. Wenn dann noch das Bedürfnis nach möglichst wenig Stress ein Störfaktor für die geschäftige Seite ist, ist das Spannungsfeld gespannt zwischen Konsequenz, Freundlichkeit, Geschäftigkeit und Gemütlichkeit. Soweit die Theorie.

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Bei mir sieht das allerdings anders aus, als es vielleicht «normal» ist. Ich bin absolut konsequent, bin ausgeglichen gemütlich und geschäftig und – man staune – überhaupt nicht freundlich. Wie das? Bin ich ein unfreundlicher Mensch? Davon gehe ich jetzt nicht aus. Ich kann sehr wohl freundlich sein. Weiter fällt auf, dass ich kein inneres Spannungsfeld habe. Bei mir ist das Spannungsfeld eine Spannungslinie. Zwischen «gemütlich» und «geschäftig» besteht eine Spannung, zwischen «konsequent» und «freundlich» allerdings gar nicht. Was heisst das jetzt?

Da ich bemüht bin, Stress möglichst zu vermeiden, ergibt sich daraus ein Konflikt mit meiner geschäftigen Seite. Denn würde ich mich jedes Mal blockieren lassen, wenn dann doch Stress entsteht, wäre ich nicht sehr effizient. Ich habe also verschiedene Mechanismen entwickelt, die mir helfen, solche Blockaden möglichst schnell zu durchbrechen. Ein solcher Mechanismus ist es zum Beispiel, wenn ich merke, dass ich gestresst bin und sich eine Blockade ankündigt, dass ich bewusst einen Schritt zurück mache. In dieser «Vogelperspektive» versuche ich das komplette Ganze zu betrachten und gehe für mich nochmals meine Pendenzenliste durch. Diese Liste ordne ich dann nochmals nach Prioritäten, was mir hilft, den Überblick und vor allen Dingen, die Ruhe zu bewahren.

Zwischen Konsequenz und Freundlichkeit hat sich keine Spannung abgezeichnet. Ich gehe mal stark davon aus, dass dies darauf zu führen ist, dass ich überall «stört mich nicht» angekreuzt habe. Da ich ein sachbezogener statt personenbezogener Mensch bin, stört es mich nicht, wenn alle Kaffee trinken, während ich eine Aufgabe beende. Bin ich in meine Arbeit vertieft, kann es vorkommen, dass ich einen halben Tag nichts zu einer anderen Person sage, die sich im selben Raum befindet. Ich habe einfach nicht das Bedürfnis mich zu unterhalten. Da aber keine Regel ohne Ausnahme ist, gibt es diese auch hier. Wird nämlich ein Thema angesprochen, wozu ich selbst eine Menge sagen kann, bin ich voll dabei. Ich will dann mein Wissen aber auch kundtun und «überrenne» damit auch schon mal jemanden, der eigentlich seine Geschichte erzählen wollte.

Ich persönlich empfinde meine konsequente, pflichtbewusste Art gesamtheitlich gesehen als ein Vorteil. Ich kann mich konzentriert und voll fokussiert hinter eine Aufgabe setzen und lasse mich durch nichts ablenken. Und da ich mich auch nicht darum kümmere, wie das bei anderen ankommt, habe ich einen weiteren Vorteil. Wie oft habe ich schon erlebt, dass jemand gehemmt oder gar blockiert war, weil er sich Sorgen gemacht hat, wie irgendwas bei den Anderen ankommt?! Ich kenne das eigentlich nicht. Denn wenn doch, dann nur, weil ich gelernt habe, dass ich mich in Situationen, in denen es darauf ankommt, dann eben doch anpassen muss.

Die Spannungslinie anstelle eines Spannungsfeldes stört mich also überhaupt nicht. Für mich ist in dieser Situation mein Anderssein angenehm.

* ASS: Autismus-Spektrums-Störung

Hörverstehen heisst Hören UND Verstehen!

Setzen wir voraus, dass Asperger-Autist nicht gleich Asperger-Autist ist. Somit gehe ich auch davon aus, dass nicht alle Asperger-Autisten davon betroffen sind, wovon ich heute schreibe. Immer wieder finde ich mich in solchen Situationen wieder. Und ich muss zugeben, die Situationen sind häufiger geworden. Ich weiss nicht genau, woran das liegt. Eventuell ist es die grössere Belastung – ich bin mehrfacher Vater -, die Stresssituationen in Job und Alltag, oder wo auch immer der Hund sonst begraben liegt.

Dass ich Mühe habe, mein Gegenüber zu verstehen, wenn andere Gespräche oder Geräusche mich ablenken, davon habe ich schon hier geschrieben. Das kennen die anderen Betroffenen auch, weil wir ja alles gleich laut hören und unnötige Geräusche nicht ausblenden können. Bei mir geht es aber noch etwas weiter. Es kann sogar vorkommen, dass ich mein Gegenüber nicht verstehe, auch wenn keine anderen Geräusche mich ablenken. Keine anderen Gespräche, keine laute Kaffeemaschine, nichts. Und trotzdem habe ich akustisch zwar verstanden, was mir gesagt wurde, die Worte geben aber in meinem Kopf keinen Sinn. Es kommt mir so vor, als hätte mein Verstand nicht auf Empfang gestellt. Die Worte dringen in meine Ohren ein und springen dann wie verrückt in meinem Kopf herum.

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In Sekundenschnelle muss ich die Mosaiksteinchen richtig ordnen und so zusammensetzen, dass sie einen Sinn ergeben. Im besten Fall frage ich nochmals nach, aber wenn ich das Bild immer noch nicht zusammensetzen kann, interpretiere ich meistens aus den Satzteilen, die ich einigermassen logisch zusammenfügen konnte. Ich habe unterdessen eine Sammlung an Ausweichmöglichkeiten, die mich aus solchen Gesprächssackgassen wieder hinausbugsieren können. Das ist ziemlich anstrengend. Vor allem, wenn sich schliesslich herausstellt, dass ich nicht mal diese paar Satzteile richtig kombiniert und interpretiert habe. Dann stehe ich da und habe keinen Plan, was mir gerade gesagt wurde.

Wer das nicht kennt, kann sich das fast nicht vorstellen und die meisten Leute gehen einfach davon aus, dass man halt nicht gut hört/zuhört. Das ist es aber nicht, man kann es sich auch so vorstellen, als würde jemand einen in einer fremden Sprache ansprechen.

Mich würde interessieren, ob es noch mehr Menschen gibt, die das kennen, ob das auch nicht vom Asperger-Autismus betroffene Personen so kennen. Und dann interessiert mich natürlich, wie andere solche Situationen meistern, wenn sie dasselbe erleben.

Was sich in einem Hörtest mal gezeigt hat, erlebe ich immer wieder: Wichtig ist nicht nur das Hören, sondern auch das Verstehen.

Wie schwer ist eigentlich Lärm?

Immer wieder – und das eigentlich sehr oft – kommt es vor, dass es mir zu laut wird. Dazu muss ich mich nicht in einem überfüllten Pub oder auf einem Markt befinden, es reicht schon ein Raum mit zwei oder drei Personen. Gut, seien wir ehrlich, manchmal kann auch eine Person schon zu laut sein. Aber das lasse ich jetzt einfach so stehen. Stellen Sie sich nun aber folgende Situation vor: Sie versuchen konzentriert zu arbeiten und hören dabei zwei andere Personen sprechen, eine weitere Person telefonieren, das Tippen auf einer Tastatur, den Autolärm durchs Fenster, das Spülen des Geschirrspülers und/oder der Kaffeemaschine, den Kollegen beim beherzten Biss in den saftigen Apfel, das ungebremste Schliessen einer Türe usw. Haben Sie die Situation vor Augen? Gut, und jetzt stellen Sie sich alles zusammen gleichzeitig und gleich laut vor. So erlebe ich solche Situationen. Ich habe keinen Filter für unnötige Geräusche. Erschwerend kommt dazu, dass ich eben alles gleich laut höre. Egal ob zwei Meter von mir entfernt jemand in einen Apfel beisst oder im gleichen Raum jemand telefoniert. Es ist beides direkt in meinem Kopf. Kommen dann weitere Geräusche hinzu, bedrängt mich der Lärm so stark, dass ich mitunter Platzangst kriege und es mir beinahe die Luft abschnürt. In solchen Situationen hilft mir nur, Distanz zum Lärm zu schaffen. Wenn ich mich nicht in einen ruhigen Raum zurückziehen kann, hilft nur der Gang zur Toilette. Dort ist es still.

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Bei einem Hörtest habe ich mal sehr schlecht abgeschnitten, weil ich nicht unterscheiden konnte, auf welcher Seite der Piepston wann zu piepsen begonnen hat. Ich konnte mich nämlich nicht auf den Piepston konzentrieren, weil mich das Rauschen meines Blutes irritiert hat. Ich musste einen weiteren, genaueren Hörtest machen lassen. Dafür bin ich in einem kleinen, schalldichten Raum gesessen (toll übrigens, sowas bräuchte man auch für Zuhause, mehr dazu aber in einem späteren Beitrag) und der Ohrenarzt hat von draussen mit einem Regler ein Ton in verschiedenen Tonlagen eingespielt. Bei diesem Test habe ich prima abgeschlossen. Danach wollte er testen, ab wann ich gesprochenen Text verstehe. Ich musste dann wiederholen, was er gesagt hatte. Und siehe da, auch hier habe ich problemlos bestanden. Fazit der Tests: Ich höre zwar gut, kann mich aber bei verschiedenen Geräuschen nicht auf ein bestimmtes Geräusch konzentrieren. Später, nach der mit Diagnose, gingen mir diesbezüglich Kronleuchter auf. Will ich in bestimmten Situationen mein Gegenüber verstehen, hilft nur noch Lippenlesen oder teilweise auch Interpretation (um nicht zu sagen erraten), wenn daneben z.B. jemand auch nur eine Frucht isst.

Wir können berechnen, mit welcher Kraft eine Kiste auf den Boden drückt. Aber können wir auch messen, wie schwer Lärm ist?

Schau mir in die Augen, Kleiner!

Autisten wird nachgesagt, dass sie Menschen nicht in die Augen sehen können. Das stimmt so nicht unbedingt abschliessend. Als Kind wurde mir sehr oft gesagt, dass ich mein Gegenüber anschauen soll. Also habe ich später gelernt, den Menschen so ins Gesicht zu blicken, dass es aussieht, also würde ich ihnen direkt in die Augen sehen. Interessanterweise fällt es mir bei einigen Menschen leichter, direkt in die Augen zu schauen, bei anderen eher nicht. Ich kann nicht mal sagen, was die Kriterien sind, um in die eine oder die andere Gruppe zu gehören. Da steckt keine Logik dahinter. Jedenfalls nicht eine, die sich mir bereits erschlossen hätte.

Meine Verfassung spielt hier eine grosse Rolle. Es gibt Zeiten, da kann ich nicht mal meinem Spiegelbild in die Augen sehen! Schwierig ist es auch morgens, wenn ich unterwegs zur Arbeit bin. Da will ich niemanden anschauen müssen. Ich nehme dann bewusst nur Beine und verschwommene Gestalten wahr. So kann es natürlich vorkommen, dass ich wortlos an jemandem vorbeiziehe, den ich eigentlich hätte kennen müssen. Es steckt keine böse Absicht dahinter. Gesichter ansehen kostet mich enorm viel Energie.

Wenn ich in einer Veranstaltung einen Stuhl aussuchen muss, wähle ich möglichst in der hintersten Reihe aus, mit Vorliebe in einer Ecke. «Das macht doch jeder so», werden einige sagen. Ich mache es vermutlich aber aus einem anderen Grund. Ich behalte gerne die Übersicht, was in einem Raum vor sich geht. Dazu muss ich mich natürlich umsehen. Würde ich das aber in einer der vorderen Reihen tun, müsste ich ja auch nach hinten schauen und würde so in zig Augenpaare blicken. Hinterköpfe sind einfacher als Augenpaare. Das ist der Grund, warum ich lieber hinten sitze.

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Ich muss daran denken nachzufragen, andere interessiert’s wirklich :-) *

Dass ich eher sachbezogen statt personenbezogen denke,  merke ich immer wieder in verschiedensten Situationen. Ein Beispiel: Kommt ein Arbeitskollege nach dem Urlaub zurück, muss ich daran denken, nachzufragen, wie der Urlaub war. Ich bin nicht an Geplänkel interessiert, mit Smalltalk kann ich gar nichts anfangen. Wenn mich etwas nicht wirklich interessiert, komme ich selber nicht auf die Idee, aus Höflichkeit nachzufragen. Man könnte es so ausdrücken: Ich muss daran denken, nachzufragen und andere interessiert es wirklich.

Um beim Beispiel zu bleiben, könnte sich folgende Situation abspielen: Ein Arbeitskollege kommt nach seinem Strandurlaub an schönster Lokalität zurück zur Arbeit. Weil ich mir notiert habe, dass er an diesem Tag wieder zurückkommt,  frage ich – aus erlernter Höflichkeit – nach, wie der Urlaub war. Der Kollege beginnt nun von wunderschönen, endlosen Sandstränden, tiefblauem Wasser, beeindruckenden Tauchgängen usw. zu erzählen. Ich gebe mir Mühe, so auszusehen, als ob es mich interessieren würde und gebe kleine Rückfragen von mir, um das Scheininteresse zu wahren. In Tat und Wahrheit habe ich aber entdeckt, dass der Kollege neue Noise-cancelling-Kopfhörer um den Hals trägt; die, für die ich mich seit ein paar Tagen interessiere. Nun möchte ich eigentlich über diese Kopfhörer reden, möchte alles wissen, was mir der Kollege darüber sagen kann. Möchte technische Details erfahren und was er für Erfahrungen damit gemacht hat. Aber das geht in der Situation nicht, denn ich „muss“ mir Details über einen Strandurlaub anhören. Mal davon abgesehen, bin ich eher der Typ für Urlaub im Norden!

Ähnliches kann sich abspielen, wenn ich im Urlaub gewesen bin. Wenn mich ein Kollege fragt, ob ich einen schönen Urlaub hatte, kann es vorkommen, dass ich das mit einem simplen „Ja“ beantworte und mich wieder meiner Arbeit zuwende. Nicht immer denke ich daran, dass ich mittlerweile eigentlich gelernt habe, dass der Fragende so auch nach Details fragt. Also überlege ich mir zwei, drei möglichst aussagekräftige Sätze und wiederhole diese dann auch beim zweiten, dritten, vierten Fragenden. Ich nenne das Fokussierung aufs Wesentliche, meine Frau nennt das bequem. 🙂

Den Schein zu wahren, „normal“ zu wirken, ist oft sehr ermüdend. Vor allem, wenn um mich herum noch viele andere Leute laut miteinander sprechen, der Raum nach Knoblauch stinkt, die Sonne zum Fenster rein blendet und wenig Platz zur Verfügung steht. Ja, manchmal ist es unangenehm, anders zu sein als neurotypische Menschen (nicht vom Autismus betroffene).

Sachbezogen zu sein hat aber auch seine Vorteile. Ich kümmere mich nicht darum, was andere von mir denken. In vielen Situationen, in denen andere aus einer Art „Menschenfurcht“ anderes reagieren, als sie eigentlich möchten, gehe ich los und ziehe mein Ding durch. Es kommt mir meist gar nicht in den Sinn, dass man etwas auch anders sehen kann, als ich es sehe.

(Un-)angenehm anders sein, soll also die zwei Seiten von Asperger-Autismus andeuten. Ja, ich habe Asperger-Autismus, aber ich leide meist nicht unter Asperger-Autismus. Ich bin so, wie ich bin, an sich arbeiten sollte sowieso jede/r.

* meine Lektorin/Ehefrau meint, dass hier ein Smiley angebracht wäre.

(un-)angenehm anders

Ich funktioniere anders. Das habe ich schon bald einmal gemerkt. Schon als Teenager habe ich mir überlegt, dass es sinnvoll wäre, mich psychologisch abklären zu lassen. Es war nichts bestimmtes in meinem Hinterkopf, kein Verdacht, was mit mir anders ist. Ich merkte einfach, mein Gehirn arbeitet (un)angenehm anders.

Schon immer mochte ich mir bekannte Strukturen, Ordnungen, Muster. Hingegen war mir alles mir Unbekannte oder mir noch nicht Bekannte suspekt. Bevor ich mich einigermassen ruhig auf Neuland wagen konnte, musste ich erst unzählige Informationen einholen. Gab es im Vorfeld keine abrufbaren Informationen, machte sich ein nervöses, Bauchschmerzen auslösendes Gefühl breit.

Strukturen, Ordnungen und Muster haben mich immer fasziniert und oft schon fast zwanghaft in Schemata gedrängt. Als ich einmal als 13jähriger in meinem Aushilfsjob von meiner Chefin gerügt wurde, ich würde falsche Arbeitszeiten einschreiben und sie so um Geld – wenn auch wenig – betrügen, fiel ich aus allen Wolken. Ich war so darauf fixiert, regelmässig, immer dieselben Zeiten einschreiben zu wollen – notabene ohne immer zu den angegebenen Zeiten anwesend zu sein -, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich so mehr Arbeitszeit aufschreiben und mehr Lohn verlangen würde als effektiv verdient. Auf Betrug wäre ich nie gekommen und das war ganz bestimmt auch nicht meine Absicht.

Immer wieder bin ich in unangenehme Situationen gestolpert. Meistens war ich dann so in Gedanken versunken, dass ich komplett ausgeschaltet habe, was um mich herum passiert. Und das auch nur, weil in solchen Situationen zu viel auf mich einprasselte. Lärm, Hitze, das Blenden der Sonne, Gerüche, das alles wurde mir oft, nebst meinen Gedankengängen, einfach zu viel. Dazu kommt noch, dass ich mir in Gedanken öfters selber ins Wort falle und praktisch permanent Musik in meinem Kopf spielt.

Im Frühling 2015 hat meine Schwiegermutter eine Sendung in einem Lokalsender gesehen und berichtete meiner Frau, dass eine Ehefrau in der Talk-Sendung ihren Mann so beschrieb, wie auch ich immer wieder mal auf andere Menschen wirke. Meine Frau schaute sich die Sendung ebenfalls an und leitete mir den Link zur Sendung weiter. Am nächsten Morgen, noch vor der Arbeit, sah auch ich mir den Talk an. Er dauerte nur ungefähr 20 Minuten. Mich traf beinahe der Schlag: Die Frau beschrieb Empfindungen und Auffassungen von ihrem Mann, die ich ganz genau kannte. Nur hatte ich bisher angenommen, dass ich der einzige bin, der so denkt und so empfindet. Es traf mich vollkommen unvorbereitet: Es gibt noch andere da draussen, die auch so sind wie ich. Mir liefen während der Autofahrt ins Büro die Tränen übers Gesicht (und das passiert mir so gut wie nie). Ich konnte meinen Gefühlsausbruch zwar nicht einordnen, aber irgendwie fühlte es sich gut an. Und so lernte ich es kennen: das Asperger-Syndrom.

Unzählige Webseiten, Filme, verschiedenste Bücher begann ich nun zu verschlingen. Ich konnte nicht genug kriegen von Menschen, die erzählten, wie auch ich die Welt wahrnehme, Empfindungen haben, die ich teilweise 1:1 auch so habe. Natürlich hatte ich bald verschiedene Tests auf einschlägigen Webseiten gemacht. Immer war das Resultat dasselbe: Ich bin Asperger-Autist. Es versteht sich von selbst, dass ich mich nicht allein auf solche Webseiten-Gratis-Tests verlassen konnte. Ich wollte es genau wissen. Also erkundigte ich mich, wo in der Nähe seriöse Abklärung möglich ist. Ich bekam einen ersten Termin in einer psychiatrisch-psychologischen Praxis und wurde dann für weitere Abklärungstermine einer Psychologin zugeteilt. Nach ein paar Monaten mit regelmässigen Terminen bei der Psychologin, erhielt ich die glasklare Diagnose: Asperger-Autismus.

Nun hat das Kind also einen Namen. Seither habe ich besser zu verstehen gelernt, wie ich funktioniere, kann besser reflektieren. Dies soll der Startschuss eines Blogs sein, in dem ich meine Erlebnisse und meine Eindrücke mitteile und erkläre. Dieser Blog dient dem besseren Verständnis von uns Asperger-Autisten. Ziel ist es aber auch, unbewusst Betroffenen Mut zu machen, sich zu informieren. Wir sind nicht abnormal, für uns ist die Welt nur (un-)angenehm anders*!

* Kleine Randbemerkung: Im nächsten Eintrag erkläre ich, wie ich auf diesen Blogtitel gekommen bin.